Der Ursprung aller Weihnachtssterne

Dresden

Seit 125 Jahren entstehen in Herrnhut handgefertigte Herrnhuter Sterne. Die Herrnhuter Sterne Manufaktur blickt im Jahr 2022 auf 125 Jahre Fertigung von Herrnhuter Sternen zurück. Es war im Jahr 1897, als im Oberlausitzer Örtchen Herrnhut die gewerbliche Herstellung von Papiersternen in Handarbeit begann. Die Herrnhuter Sterne GmbH hat dieses Kunsthandwerk in die Moderne geführt. Heute gilt der Herrnhuter Stern als der Ursprung aller Advents- und Weihnachtssterne.

Patentierter Stern mit weltweiter Verbreitung
Erfunden wurde der erste stabile, zusammensetzbare Stern Ende des 19. Jahrhunderts vom Geschäftsmann Pieter Hendrik Verbeek. Das Neue an diesem Stern war sein durchbrochener Metallkörper mit Schienen, auf welche die Papierzacken mit Metallrähmchen aufgeschoben wurden. In den folgenden Jahren entwickelte Verbeek die Bauweise weiter, gründete die „Sterngesellschaft mbH“ und meldete 1925 den ersten körperlosen Stern zum Patent an. Dieses Modell entspricht der heute gebräuchlichen Bauweise. Seit 1982 werden Herrnhuter Sterne auch aus Kunststoff hergestellt, sind wetterfest und können im Außenbereich angebracht werden. So erleuchten sie in der Advents- und Weihnachtszeit viele öffentliche Plätze, Weihnachtsmärkte, Kirchen, Straßen, Einkaufspassagen und Flughäfen. Der Herrnhuter Stern ist in der ganzen Welt verbreitet. Bestellungen werden aus Herrnhut in 64 Länder auf allen 5 Kontinenten versandt.

Nur echt mit 25 Zacken
Ganz gleich welcher Größe, Herrnhuter Sterne besitzen stets die Geometrie eines Rhombenkuboktaeders und sind daher nur echt mit 25 Zacken. 17 davon sind viereckiger und 8 dreickiger Gestalt.

Stern mit biblischer Tradition
Der Herrnhuter Stern knüpft an die biblische Botschaft und Tradition an. Er symbolisiert zum einen den Stern von Bethlehem, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg wies zum neugeborenen Jesuskind. Zum anderen zeigt sich Jesus Christus selbst in ihm, als das Licht, das in die Finsternis der Welt kommt. Diese Symbolik zeigte sich bereits in den Farben des ersten Herrnhuter Sterns: Dieser war in Weiß-Rot gehalten. Das Weiß drückte die Reinheit von Jesus aus, die von Anfang an gegeben war. Rot wiederum stand für das Blut Jesu Christi am Kreuz. So wurden Geburt und Tod farblich veranschaulicht. Bis heute findet sich diese Farbgebung im Corporate Design der Marke HERRNHUTER®.

Farbwahl mit historischem Bezug
Das Farbspektrum der Herrnhuter Sterne wurde schon ab 1898 stetig erweitert. Früh vertreten waren – neben Weiß und Rot – Blau und Grün sowie Gelb und Kombinationen dieser Farben, auch mit Rot und Weiß. Neue frische Töne jenseits der traditionellen Farbpalette erhalten seit 2015 mit der jährlichen Sonderedition des kleinen Kunststoffsterns ihren Auftritt.

Sterne mit langer Geschichte
Der erste Stern aus Papier und Pappe leuchtete Anfang des 19. Jahrhunderts in den Internatsstuben der Herrnhuter Brüdergemeine. Von einem Lehrer im Mathematikunterricht erdacht, diente er dazu, den Mädchen und Jungen in den Schulinternaten ein besseres räumlich-geometrisches Verständnis zu vermitteln. Fortan bastelten die Kinder immer zum 1. Advent gemeinsam ihre Sterne und dekorierten damit ihre Zimmer. Auf diese Weise zelebrierten sie den Beginn der besinnlichen Adventszeit. Den Brauch des gemeinsamen Zusammenbauens und Aufhängens trugen die Kinder in ihre Familien. Er wird bis heute als „Sterneln“ bezeichnet und gilt in vielen Familien als liebgewonnene Tradition.  Missionare der Herrnhuter Brüdergemeine verbreiteten den Stern mit seiner Botschaft in der ganzen Welt.

Produktion von Sternen und Zubehör unter einem Dach
Die Herrnhuter Sterne GmbH ist ein Wirtschaftsbetrieb der Evangelischen Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine. Im Jahr 2021 fertigte die Manufaktur rund 750.000 Herrnhuter Sterne. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 190 Angestellte. Mehr als 85 Prozent sind Frauen. Sie bringen jene Fingerfertigkeit, Geduld und Genauigkeit mit, die bei der Sterneherstellung gefragt ist.

Eine Besonderheit der Herrnhuter Sterne GmbH ist, dass sie auch ihr Zubehör selbst produziert. Dazu gehören unter anderem die Kunststoffzacken in mehreren Größen und Farben, die Hülsen für die Sternenkette, die Kappe für die Beleuchtung, Stege zum Aufhängen von Papiersternen sowie Rähmchen für große Sterne ab einem Durchmesser von 1,30 Meter.
 

Besucherzentrum mit Schauwerkstatt und Entdeckerwelt
Das moderne Manufakturgebäude an der Oderwitzer Straße wurde im Jahr 2010 am Standort des alten Betriebsgebäudes eingeweiht. Der Neubau beherbergt Produktion, Lager, Versand und Verwaltung sowie auch das Besucherzentrum. Besucher erwartet vor Ort eine Schauwerkstatt mit Dauerausstellung und Kinosaal. In der Schauwerkstatt können Interessierte den Profis auf die Hände schauen und mitverfolgen, mit wie viel Fingerfertigkeit Papier- aber auch Kunststoffsterne entstehen.

Ein wahres Meisterwerk ist dabei der kleinste Papierstern im Sortiment, der gerade einmal 13 Zentimeter misst. Um einen solchen zackigen Winzling zu fertigen, sind gekonnte Handgriffe erforderlich: Dafür werden kleine Papierflächen gestanzt, schmale Kleberänder mit dem Messer gefalzt sowie Zacke um Zacke mit Pinsel und Pinzette aneinandergeklebt. Die routinierte Fertigung eines Sterns braucht bei Fachkräften nach anderthalb Jahren Einarbeitungszeit 1,5 Stunden.

Als spezielles Angebot für Familien mit Kindern wurde 2018 die „Entdeckerwelt“ eröffnet. Diese besteht aus einem Indoor-Spielplatz und einer Bastelwerkstatt. Der Spielplatz lädt auf zwei Etagen zu einer spielerischen Entdeckungsreise durch die Welt der Sterne ein. In der Bastelwerkstatt können Gruppen nach Anmeldung ihren ganz individuellen Papier- oder Kunststoffstern kreieren. Unabhängig davon können Einzelpersonen im Bastelstübchen auf dem Manufaktur-Vorplatz mit Anmeldung Papiersterne gestalten bzw. Kunststoffsterne basteln.

Drei Verkaufsstätten am Stammsitz Herrnhut
Auf dem Gelände der Manufaktur ist neben dem Verkaufsbereich im Foyer der Manufaktur auch das „Dekostübchen“ beheimatet. Hier erhalten Besucher florale Gestecke rund um den Herrnhuter Stern, wertige Präsente sowie zahlreiche Anregungen zum Herrnhuter Stern als Dekorationselement. Drei Gehminuten von der Manufaktur entfernt, in Richtung Herrnhuter Ortskern gelaufen, steht an der Kreuzung das historische Stammhaus, in dem Sterne-Erfinder Pieter Hendrik Verbeek ab 1897 die ersten Herrnhuter Sterne verkaufte. Seinen besonderen Charme bezieht das Geschäft aus der Verbindung von historischem Flair und wertigem Ambiente, in dem traditionelle Handwerkskunst aus Porzellan, Metall und Holz erhältlich ist.

Öffnungszeiten „Schauwerkstatt & Entdeckerwelt“ für Besucher:
September bis Januar: Mo-Sa 9-18 Uhr | sonn- und feiertags geschlossen
Februar bis August: Mo-Sa 9-17 Uhr | sonn- und feiertags geschlossen
Eintritt und Führung kostenfrei
Persönliche Führungen oder Bastelstunden ab 10 Personen buchbar